Zum Höhepunkt des CHIO Aachen, dem Rolex Grand Prix, strahlte die Sonne über dem eindrucksvollen Turnierplatz. Sieben Pferd-Reiterpaare schafften es ins Stechen. mit seiner schnellen Stute Gazelle konnte der Amerikaner Kent Farrington in 43,98 Sekunden diesen Wettkampf zwischen den Weltbesten für sich entscheiden. Das Finale blieb bis zum Ende atemberaubend, denn der letzte Starter, der Deutsche Daniel Deusser, schien kurz davor zu sein, Farringtons Zeit zu übertreffen. Trotz seiner elektrisierenden Nullrunde brauchte er 0,37 Sekunden mehr als der Amerikaner und musste mit dem zweiten Platz vorlieb nehmen.
Sie haben schon immer gesagt, dass Sie hier einmal siegen möchten. Wie fühlen Sie sich jetzt, wo Sie es geschafft haben?
Jeder Reiter möchte hier einmal siegen. Jeden Tag ritt ich vom Platz, mit Blick auf die Wand der Sieger, und stellte mir vor, dass da auch mein Name stünde. Deshalb freue ich mich, dass ich es geschafft habe. Ich kann es immer noch nicht fassen! Der CHIO Aachen ist eines der besten Turniere der Welt, ich bin so stolz, dass ich hier gewonnen habe.
Sagen Sie uns, wie der Parcours zu reiten war.
Ich würde sagen, er war typisch für Aachen. Hier reiten die Allerbesten, deshalb ist der Parcours bei jeder Prüfung schwierig. Gazelle verfügt über ausreichend Fähigkeiten, Möglichkeiten und Sorgfalt, und genau das wurde während der beiden Runden getestet. Deshalb gibt es meiner Meinung nach während der Prüfung so viele Fehler: Jeder Teil von ihr ist ein Test, ein leichter Teil existiert nicht.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie ins Stechen ritten und es noch keine fehlerfreien Runden gab? Haben Sie da Ihre Strategie geändert?
Ich war in dieser Prüfung schon einmal ganz nahe am Sieg. Als ich letztes Mal im Stechen war, war ich der Schnellste, aber ich hatte einen Abwurf, deshalb wollte ich es heute wirklich noch etwas besser machen! Ich dachte, wenn ich eine fehlerfreie Runde absolviere, wird das für genug Druck sorgen, daher habe ich meine Strategie geändert, und das hat sich heute ausgezahlt.
Wie kann man Gazelles Temperament beschreiben?
Sie ist in diesem Sport ein echter Profi geworden. Sie kennt die Preisverleihung, sie weiß, wann sie im Parcours ist, sie weiß alles! Sie war nicht immer so, aber jetzt ist sie ein echter Profi.
Werden Sie Ihre Rolex Grand Slam-Reise beim ‚Masters‘ in Spruce Meadows fortsetzen?
Ja, natürlich! Ich werde dort sein! Der Rolex Grand Slam ist für den Sport großartig, und ich freue mich, wieder dabei zu sein.
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Es gibt hier in Aachen viele amerikanische Reiter. Was ist an diesem Turnier so besonders, dass Sie alle extra dafür nach Europa kommen?
Meiner Meinung nach alles - die Atmosphäre, die Zuschauer, die Infrastruktur für Reiter und Pferde, die Tradition und die Preisgelder - das alles macht dieses Turnier zu etwas Besonderem.
Der Turnierplatz ist sehr groß. Wie fühlt man sich, wenn man auf ihm reitet?
Mir macht das großen Spaß. Ich mag große Turnierplätze und mein Pferd Darry Lou auch, deshalb fühle ich mich hier wirklich zu Hause.
Das Team, das gestern im Preis der Nationen angetreten ist, bestand überwiegend aus Frauen. Offensichtlich findet man in den USA vor allem Frauen im Springsport, in Europa dagegen weniger. Wie sehen Sie das?
In den USA reiten kleine Mädchen gerne und Jungen widmen sich eher anderen Sportarten. Unter den Kindern und Jugendlichen reiten vor allem Mädchen, keine Jungen. Auf internationaler Ebene gleicht sich der Frauen- und Männeranteil der US-Reiter wieder aus.
Es ist sehr aufwändig, aus den USA anzureisen. Beeinträchtigt die Reise die Leistungsfähigkeit der Pferde? Wie planen Sie die Reise?
Das kommt auf die Pferde an, den meisten macht das nichts. Wir versuchen, die Reise so zu planen, dass die Pferde nicht direkt in den Tagen nach ihrer Ankunft ein Turnier haben. Meine Pferde kamen aus Spruce Meadows, sie brauchen eine Woche, um zu reisen, sich von den Strapazen zu erholen und wieder für ein Turnier einsatzbereit zu sein.
Sie können auf eine lange, erfolgreiche Karriere zurückblicken. Wie konnten Sie sich so lange an der Spitze halten?
Ich denke, dass man vor allem leidenschaftlich begeistert sein muss und Pferde und Turniere lieben. Hinter mir steht auch ein fantastisches Team, von den Mitarbeitern im Stall bis hin zu meinem Mann John, der alles organisiert. Auch der Besitzer meines Pferdes ist toll.
Wie lautet der beste Rat, den Sie je erhalten haben?
Ein früherer britischer Chef d‘Equipe riet mir einmal, in den Parcours einzureiten und Spaß zu haben. Wir baten ihn, uns das zu erklären und er sagte, in den Parcours einzureiten mit der Absicht, Spaß zu haben schafft die besten Voraussetzungen dafür, dass man sein Bestes gibt und so gut reitet wie man kann. Daher denke ich, dass das ein großartiger Rat war.
Sind Sie immer noch nervös?
Nicht all zu sehr. Ich hatte nie sehr unter Nervosität zu leiden. Aber es wäre gelogen zu sagen, dass ich nie nervös war. Wenn ich einmal auf dem Pferd sitze, fühle ich mich gut.
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Welche Eigenschaften muss man als professioneller Fotograf im Reitsport mitbringen?
Für jedes gute Sportfoto ist es glaube ich am wichtigsten, dass man in der Lage ist, Augenblicke zu antizipieren. Bei einem Turnier mit einer so besonderen Atmosphäre wie in Aachen ist das meiner Meinung nach noch wichtiger, denn man versucht nicht nur, den sportlichen Aspekt zu erfassen, sondern auch die Zuschauermenge und die Atmosphäre. Man muss dem Geschehen immer drei oder vier Schritte voraus sein - manchmal ist man im richtigen Moment da, manchmal nicht. Ich versuche es allerdings immer und bemühe mich, problemlos von einem Ort zum anderen gelangen zu können, um das Ereignis aus möglichst vielen Perspektiven zu fotografieren.
Wie ist es, beim CHIO Aachen zu fotografieren?
Es ist schwer, Aachen mit Worten zu beschreiben, es ist einfach magisch. An keinem anderen Ort der Welt erreicht der Reitsport ein derartiges Niveau. Die Zuschauer sind fachlich sehr versiert und kennen den Sport. Für einen Fotografen ist das etwas ganz Besonderes, denn man fühlt die ganze Energie hinter sich. Wo immer man auch hinschaut sieht man Zuschauer, hört Jubel und spürt viel Emotion. Das motiviert mich als Fotografin - es verleiht einen echten Adrenalinschub, und die Augenblicke hier sind wie sonst nirgends auf der Welt.
Spüren Sie besonderen Druck, wenn Sie einen Rolex Grand Prix bei einem der vier Rolex Grand Slam Majors fotografieren?
Ja, natürlich! Die Rolex Grand Prix sorgen bei mir immer für die größten Adrenalinschübe. Es ist nervenaufreibend, da man immer nur eine Aufnahme machen kann, denn jeder Augenblick ist einmalig. Innerhalb eines Sekundenbruchteils ballt sich eine Hand zur Faust, reagiert die Zuschauermenge oder zeigt sich die Emotion des Teams, das hinter einem Pferd steht - diese Augenblicke darf man nicht verpassen!
Welches Pferd-Reiterpaar fotografieren Sie am liebsten?
Das ist eine schwierige Frage! Am liebsten fotografiere ich die Pferd-Reiterpaare, bei denen man sieht, dass zwischen ihnen eine ganz besondere Beziehung besteht. Ich denke, dass alle Reiter, die Turniere auf diesem Niveau reiten, großen Respekt für ihre Pferde haben und diese gut verstehen, und das fotografiere ich wirklich sehr gerne.