US-Amerikaner Kent Farrington gewinnt das IJRC Top 10 Finale
Es war ein weiterer Sieg für Kent Farrington, der sich den begehrten Titel des Rolex IJRC Top 10 Finales beim CHI Genf sichern konnte. Auf seiner neuen braunen Stute Austria 2 schlug der US-Amerikaner die von dem Iren Darragh Kenny vorgegebene Zeit auf eindrucksvolle Weise um ganze 2,22 Sekunden.
Das war eine unglaubliche Leistung von Austria 2, wie lässt sie sich reiten?
Ja, sie ist einfach toll. Ich reite sie seit April und mir war sofort klar, dass sie ein herausragendes Pferd ist. Sie ist von der Statur her sehr klein, aber sie hat ein riesiges Herz und enorm viel Springvermögen. Dies ist die größte Prüfung, die sie je gesprungen ist, sie also gleich zu gewinnen ist wirklich beeindruckend. Sie hat unglaubliches Talent.
Wie war die Atmosphäre heute Abend?
Es war großartig. Der CHI Genf ist meine Lieblingsveranstaltung und vielleicht sogar die beste der Welt – zwischen ihm und dem CHIO Aachen ist nicht viel dazwischen. Das Publikum war heute Abend fantastisch. Jeder will hier gewinnen, insbesondere diese Prüfung. Es war also ein ganz besonderer Abend.
Sie haben hier in Genf bereits zwei Prüfungen gewonnen. Glauben Sie, Sie können den Hattrick vollmachen und auch den Sieg beim Rolex Grand Prix am Sonntag davontragen?
Ja, ich glaube schon, dass ich gewinnen kann! Ich werde auf jeden Fall alles geben und hoffen, dass am Sonntag alles klappt.
Ein Blick auf den Parcours mit
dem internationalen Parcoursdesigner Louis Konickx
Was erwartet die Zuschauer am Sonntag auf dem Rolex Grand Prix-Parcours?
Wir haben die besten Reiter der Welt hier versammelt, und ich habe zusammen mit Gérard Lachat den Parcours ausgearbeitet. Uns ist bewusst, dass der Parcours alles beinhalten und zudem sehr präzise aufgebaut sein muss. Wir müssen die Anordnung der Hindernisse sowie die Distanz dazwischen berücksichtigen. Kombinationen stellen immer eine große Herausforderung dar und wir müssen sicherstellen, dass sie an exakt der richtigen Stelle stehen, damit sie auch einen gewissen Schwierigkeitsgrad für die Reiter besitzen. Die Zeitvorgabe ist auch immer ein wichtiger Faktor, den wir einbeziehen müssen. Gestern haben 12 der 13 Reiter das Stechen innerhalb von einer Sekunde Zeitunterschied beendet. Gibt man also auch nur eine Sekunde mehr Zeit vor, macht das den Parcours direkt einfacher für die Reiter. Wenn Sie mich also fragen, was der Rolex Grand Prix bietet – einfach alles! Die Arena ist aufgrund ihrer Größe etwas ganz Besonderes und verleiht dem Parcours deswegen das gewisse Extra, weil die Reiter richtig galoppieren können.
Für welchen Pferdetyp ist dieser Parcours besonders geeignet?
Das ist eine interessante Frage. Jedes Pferd ist hier vorsichtig, alle Pferde sind sehr feinfühlig, doch es gibt einen großen Unterschied zwischen Pferden mit größerer Sprungweite und Pferden mit kleinerer Sprungweite. Grundsätzlich können beide in dieser Arena schneller galoppieren. Schnell muss man immer sein, und die Reiter werden die Zeitvorgabe abschätzen und für jedes Pferd die richtige Lösung finden, um das Bestmögliche aus ihm herauszuholen. Kleinere Pferde sind oft schneller, und manche Pferde vergeuden kostbare Zeit, weil sie zu hoch springen.
Wie erarbeiten Sie und Gérard die Parcourspläne?
Ich liebe Gérards Stil. Er entwirft sehr flüssige Parcours und nutzt den Platz, der uns hier zur Verfügung steht, voll aus. Beim Parcoursdesign ist es immer so: Wenn man an seinen eigenen Designs festhält, kann einem schon mal etwas entgehen. Doch ich kann mir hier das Design von jemand anderem ansehen, eigene Vorschläge einbringen und Dinge ändern, die ihm vielleicht nicht aufgefallen sind. Es ist eine gute Partnerschaft. Unsere Zusammenarbeit ermöglicht es uns, die Entwürfe des jeweils anderen aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und so Dinge zu entdecken, die vielleicht abgeändert werden müssen.
Welche Reiter haben Ihrer Einschätzung nach am Sonntag gute Chancen auf den Sieg?
Wenn es um einen so großen Preis wie hier geht, werden sich alle Reiter in Bestform zeigen. Es ist dasselbe wie bei jeder Meisterschaft. Die Teilnehmer müssen Ruhe bewahren. Wenn sie zu verbissen an die Sache herangehen, passieren Fehler. Diejenigen, die ruhig bleiben, haben immer bessere Chancen als die, die sich zu sehr von der Aufregung mitreißen lassen. Alle Reiter wollen gewinnen, aber sie müssen ihre Gefühle im Zaum halten.
Wie viele fehlerfreie Runden würden Sie gern sehen?
Das ist schwer zu sagen. Als Parcoursdesigner haben wir immer Angst davor, die Zeitvorgabe falsch berechnet zu haben. Setzen wir sie zu hoch an, machen wir es allen zu einfach, setzen wir sie zu niedrig an, reiten die Reiter zu schnell und die Pferde können nicht sauber springen. Unser Ziel als Parcoursdesigner ist es, den Pferden ideale Sprungvoraussetzungen zu schaffen, damit die Reiter uns – dem Publikum – tolle Runden liefern können. Ein Zeitfehler oder Abwurf ist natürlich schade, aber die Reiter treten gern an, wenn sie spüren, dass ihr Pferd sein Bestes geben kann. Wenn sie sich zu sehr beeilen müssen, setzt sie das sehr unter Druck und das ist nicht schön anzusehen. Ich fände es toll, wenn wir sechs bis acht fehlerfreie Runden zu sehen bekämen.
Was gefällt Ihnen am CHI Genf am besten?
Wir dürfen nicht vergessen, dass dies eine ganz besondere Veranstaltung ist. Der Schauplatz ist unglaublich schön, und die Organisation und Dekoration sind fantastisch. Wir haben so viele Freiwillige auf unglaublich professionellem Niveau. Sie wissen, wie man effizient arbeitet und dabei trotzdem Spaß hat. Das macht diese Veranstaltung so großartig und verleiht ihr diese Atmosphäre. Hier kann einfach niemand arbeiten, der sich nicht für die Veranstaltung interessiert. Für mich ist es das beste Turnier der Welt. Die riesige Arena, die fantastische Dekoration und Atmosphäre – es gibt einfach nichts Vergleichbares. Außerdem haben wir hier das Finale der Rolex IJRC Top 10, was es ebenfalls nirgends sonst zu sehen gibt.
U25-Interview mit
Harry Allen
Können Sie uns ein bisschen darüber erzählen, wie es ist, hier beim CHI Genf dabei zu sein?
Ich freue mich sehr, hier reiten zu können, es ist das erste Mal, dass ich hier mitreite. Einmal war ich hier, um meinem Bruder Bertram (Allen) zuzuschauen, aber hier mitzureiten wird denke ich unglaublich sein.
Die Großen Preise bieten jetzt auch immer mehr U25-Wettkämpfe an - wie denken Sie hilft das den Nachwuchsreitern, die am Anfang ihrer Karriere stehen?
Ich denke das ist einfach toll für mich und für viele andere Leute in meinem Alter auch. Wir können auf diese großen Turniere gehen, und wenn wir gut sind, eröffnen sich dadurch weitere Möglichkeiten, auf anderen großen Reitturnieren anzutreten. Letztendlich sammeln wir Erfahrung in den großen Arenen, wodurch wir am Ende auch in unserer Karriere weiterkommen.
Welche Ziele haben Sie als Reiter?
Naja, ich möchte so hoch springen wie möglich in diesem Sport, aber ich verkaufe auch gerne Pferde und mir macht es Spaß, einen guten Preis auszuhandeln.
Wie ist die Atmosphäre beim CHI Genf?
Ich glaube, wir werden schon viel Druck spüren, es werden jede Menge Zuschauer da sein (so war es schon für die Klasse heute morgen), aber hoffentlich - wenn alles gut geht - wird die Stimmung gut sein.
Werden Sie nervös, wenn Sie in die Turnierhalle einreiten?
Nein, das macht mir nicht wirklich viel aus, ich versuche einfach, mich so gut es geht zu konzentrieren.
In diesem Sport gibt es hinsichtlich der Konkurrenz eine wirklich breite Altersgruppe. Ist es schwierig, in die höchste Profi-Klasse aufzusteigen?
Es hat seine Höhen und Tiefen, aber es hilft, weil ich von den älteren Reitern und meinem Bruder viel Hilfestellung bekomme. Ich habe in dieser Hinsicht also viel Glück.
Abgesehen von Bertram (Allen), zu welchen Reitern schauen Sie auf?
Ich glaube Marcus Ehning, er ist ein toller Reiter. Sein Stil, sein System, die Art und Weise, wie er alles macht. Er ist bei diesen Rolex-Turnieren immer sehr erfolgreich, also hoffentlich ist auch dieses Turnier für ihn auch ein gutes.
Welche Pferde haben Sie diese Woche mitgebracht?
Ich habe Dancing Queen dabei. Sie eine sehr gute Stute, sie hat Anfang des Jahres den U25 Grand Prix in Fontainebleau gewonnen, und ich habe sie zu den Europäischen mitgenommen, wo ich im Team Bronze gewonnen und als Einzelreiter auf den 5. Platz gekommen bin.
Sie haben die Schule mit 16 beendet, um eine Karriere als Springreiter zu verfolgen. Wie kamen Sie zu dieser Entscheidung?
Es war ehrlich gesagt nicht wirklich eine Entscheidung, ich habe an den Juniors teilgenommen, bin nach Deutschland gegangen und war ganz gut, und so hat sich das einfach entwickelt und ich bin dabei geblieben.
Der Rolex Grand Slam der Springreiter - ist das etwas, von dem Sie hoffen, es eines Tages mal gewinnen zu können?
Das wäre traumhaft - nur einen Grand Prix oder auch nur eine Klasse bei einem dieser großen Turnierereignisse zu gewinnen.