Diese Reiter sollten wir beim diesjährigen Rolex Grand Prix im Auge behalten
Vom 12. bis 21. Juli 2019 werden wieder Besucher aus der ganzen Welt nach Deutschland reisen, um eines der hochkarätigsten Reitsportereignisse des Jahres zu besuchen: den CHIO Aachen. Bei dem neuntägigen Event findet das zweite Major des Jahres statt, der Rolex Grand Prix von Aachen, bei dem sich die Top-Springreiter der Welt ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den heiß begehrten Sieg liefern werden.
Rolex Grand Slam der Springreiter – Ein Blick auf die Reiter
Die besten Pferd-Reiter-Paare der Welt werden um den Rolex Grand Prix, einen der renommiertesten Großen Preise im Springsport, wetteifern. Da bei diesem Turnier viele der 20 weltbesten Springreiter antreten, sind alle Möglichkeiten offen. Bestimmte Pferd-Reiter-Paare erzielten allerdings in der jüngsten Zeit in der grünen Saison besonders hervorragende Leistungen und zählen daher zu den Favoriten um den Sieg im Rolex Grand Slam Major.
Der Schwede Henrik von Eckermann und seine beeindruckende Toveks Mary Lou, Sieger im jüngsten Rolex Grand Prix bei der CHI Royal Windsor Horse Show, zeigten bemerkenswertekonstante Leistungen. Das unglaublich schnelle Paar flog geradezu fehlerfrei durch das Stechen und besiegte 15 der 20 weltbesten Reiter. Obwohl die grüne Saison bereits seit einiger Zeit läuft, zeigt von Eckermann keinerlei Ermüdungserscheinungen und hat gute Hoffnung, seine Erfolgsserie beim Rolex Grand Slam der Springreiter fortzusetzen.
Daniel Bluman schrieb beim CSIO Roma Piazza di Siena Geschichte; er siegte im Rolex Grand Prix und gewann dieses renommierte Turnier als erster israelischer Reiter. Nur vier der 44 Pferd-Reiter-Paare blieben in dem komplizierten Parcours in der ersten Runde fehlerfrei, und eine Nullrunde im Stechen mit seinem elfjährigen Wallach Ladriano Z machte Bluman unschlagbar. Der 29-jährige Reiter visiert den nächsten Sieg an und wird alle Register ziehen, um sein erstes Rolex Grand Slam Major zu gewinnen.
Rolex-Markenbotschafter und Star-Springreiter Eric Lamaze hat in dieser Saison bemerkenswerte Entschlossenheit unter Beweis gestellt. Lamaze siegte im letzten Monat im PwC Cup beim National CSI5*, der von Rolex in Spruce Meadows veranstaltet wurde und bei dem er mit seiner Stute Fine Lady 5 das mitreißende Stechen gewann. Erst zwei Tage zuvor hatte der Reiter mit seinem 13-jährigen Wallach Chacco Kid im von Rolex präsentierten RBC Grand Prix of Canada gesiegt. Nach seinen jüngsten Erfolgen wird der nicht zu bremsende 51-jährige Reiter alles in seinen Kräften stehende tun, um beim CHIO Aachen die begehrte Trophäe davonzutragen.
Auch der legendäre Schweizer Reiter und Rolex-Markenbotschafter Steve Guerdat ist in dieser Saison in Topform und war kürzlich in Calgary, Kanada erfolgreich. Mit seiner jungen Stute Albfuehren's Bianca erreichte der Schweizer Springreiter im von Rolex präsentierten RBC Grand Prix of Canada hinter Lamaze den zweiten Platz. Anschließend siegte der aktuelle Weltranglistenanführer der Springreiter mit seinem 16-jährigen Wallach Venard de Ceris im „Pan American“ Grand Prix. Guerdat, der Zweitplatzierte im Rolex Grand Prix bei den The Dutch Masters 2019, hofft, in Aachen weiter zu kommen und sein erstes Rolex Grand Slam Major dieses Kalenderjahres zu gewinnen.
Ein weiterer Reiter, den wir im Auge behalten sollten, ist der Ire Darragh Kenny, der mit Balou du Renventon beim Rolex Grand Prix in Knokke in Belgien einen beeindruckenden Sieg erzielte. Es war kein leichter Sieg für ihn, denn in dem komplizierten Parcours, den Uliano Vezzani gestaltet hatte, qualifizierten sich nur sechs der 47 Pferd-Reiter-Paare für das Stechen des 1,60-Meter-Springens. Kenny und sein 13-jähriger Hengst zeigten sich unschlagbar, und werden durch ihren jüngsten Erfolg gestärkt mit großen Hoffnungen auf weitere Erfolge zum CHIO Aachen reisen.
Interview mit Justine Tebbel, U25-Teilnehmerin des CHIO Aachen 2019
Wie sind Sie zum Reiten gekommen?
Ich kam auf einem Bauernhof zur Welt und meine ganze Familie reitet. Ich bin mit Pferden groß geworden, es gab für mich gar keine andere Wahl und ich wollte auch nie etwas anderes machen. Ich glaube, ich habe mit dem Reiten angefangen, als ich drei oder vier Jahre alt war. Ich konnte fast eher reiten, als ich laufen konnte!
Was war Ihr bisheriger Karrierehöhepunkt?
Ein großartiger Moment in meiner bisherigen Karriere war 2017, als ich in der Einzelwertung der FEI Nachwuchs-Europameisterschaften eine Silbermedaille gewann. Ich nahm zum ersten Mal an dieser Meisterschaft teil und mein Pferd war erst acht Jahre alt. Niemand hat wohl mit einem derartigen Erfolg gerechnet!
Worauf freuen Sie sich als Teilnehmerin des CHIO Aachen am meisten?
Ich habe bereits im vergangenen Jahr an diesem Turnier teilgenommen und weiß daher, was es für ein Gefühl ist, hier in den Parcours zu reiten. Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, die man wirklich nicht beschreiben kann. Es ist inspirierend und motivierend zugleich, den teilnehmenden Fünf-Sterne-Reitern zuzusehen. Junge Reiter wie ich können viel lernen, wenn sie beobachten, wie sich die erfahrenen Reiter auf dieses Turnier vorbereiten und es bestreiten. Aachen ist für mich das beste Turnier der Welt, und ich glaube, dass dieses Turnier für alle Beteiligten etwas ganz Besonderes ist. Ich freue mich sehr, dass ich wieder dabei sein darf!
Welche Pferde werden Sie begleiten? Können Sie uns etwas über sie erzählen?
Ich nehme Light Star mit, einen zehnjährigen Hengst von Light On. Ich hatte ihn bereits im vergangenen Jahr in Aachen am Start, er ist derzeit mein bestes Pferd. Ich weiß, dass er immer gern in Aachen dabei ist. Letztes Jahr ist er hervorragend gesprungen. Mit ihm fühle ich mich immer zuversichtlich, wenn wir in den Parcours einreiten.
Was denken Sie über den Rolex Grand Slam der Springreiter?
Jeder Reiter träumt davon, am Rolex Grand Slam der Springreiter teilzunehmen. Ihn zu gewinnen, würde mich zum glücklichsten Menschen der Welt machen!
Welchen Großen Preis möchten Sie am liebsten einmal gewinnen?
Ich denke, das wäre der Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen. Wer den einmal gewonnen hat, wird als Reiter unvergessen bleiben. Es ist ein ganz besonderes Turnier, das hochkarätigste, das es gibt.
Wer oder was ist Ihre größte Inspiration?
Meine Inspiration macht sich nicht an einer bestimmten Person oder einer bestimmten Sache aus.. Am meisten inspiriert mich, glaube ich, die Zusammenarbeit zwischen Pferd und Reiter. Weder Reiter noch Pferd sind jemals perfekt, aber sie lernen ständig voneinander. Ich möchte immer so gut sein wie möglich und ich lerne grundsätzlich gerne Neues von meinen Pferden.
Welche Reiter sind Ihre größten Idole?
Mein Vater (René Tebbel), da er in meinen Augen der beste Trainer und Reiter ist. Er hat sowohl an den Olympischen Spielen als auch an den Weltreiterspielen der FEI teilgenommen. Er ist ein sehr inspirierender Trainer und Reiter, und ich bemühe mich, von ihm möglichst viel zu lernen. Mein Ziel ist es, als Reiterin so gut zu werden wie er!
Wie viel müssen Sie trainieren, um in Topform zu sein?
In letzter Zeit musste ich aufgrund einer Rückenverletzung wesentlich mehr trainieren. Sechs Wochen lang konnte ich überhaupt nichts machen, aber jetzt reite und trainiere ich wieder täglich. Zwei- bis dreimal wöchentlich arbeite ich mit einem Physiotherapeuten, das ist für meine Genesung wichtig.
Wie sieht Ihre tägliche Routine aus?
Das ändert sich von Tag zu Tag, es gibt nichts, was ich wirklich jeden Tag gleich mache. Am wichtigsten ist es für mich, dass mein Pferd perfekt vorbereitet ist. Bei einem Turnier schaue ich mir gerne alte Videos von meinen Springparcours an, um zu sehen, was ich gut gemacht habe und was ich besser machen könnte. Es macht mich zuversichtlicher, bevor ich in den Parcours reite, wenn ich mir alte Videos ansehe.
Wie lautet der beste Rat, den Sie je erhalten haben?
Nie aufzugeben war ein wichtiger Rat für mich, besonders in der letzten Zeit. Wenn man ganz unten ist, gibt es immer etwas, das einen wieder nach oben bringt. Man kann nie perfekt sein, aber man kann immer lernen und sich verbessern. Das ist für mich der wichtigste Rat.
Interview Mit Tiia Karhu, Groom Von Henrik Von Eckermann
Welche Pferde gehören zum Team für den CHIO Aachen 2019?
Dieses Jahr werden Toveks Mary Lou und Forever teilnehmen. Darüber hinaus wird Henrik Janika Sprungers Nachwuchspferd Little Magic d‘Asschaut mitbringen. Wir freuen uns, wieder zum CHIO Aachen zu reisen!
Was macht den CHIO Aachen für Sie zu einem besonderen Turnier?
Hier ist alles unglaublich. Henrik hat schon immer gesagt, dass die Reiter hier beim Einreiten in den Parcours ein Gefühl haben wie sonst nirgends. Meiner Meinung nach hat Aachen etwas ganz Besonderes, und es ist der Traum jedes Reiters und jedes Pferdepflegers, bei diesem Turnier dabei zu sein. Hier ist immer viel los und dieses Turnier bringt viel harte Arbeit mit sich, aber es lohnt sich auf jeden Fall.
Spürt Ihr Team einen besonderen Druck, weil Henrik jetzt Titelanwärter auf den Rolex Grand Slam ist?
Ja, natürlich. Selbstverständlich stehen wir unter Druck, aber wir sind alle sehr gespannt darauf, wie es im Rolex Grand Slam und in der Saison für ihn weitergehen wird. Henrik spürt den zusätzlichen Druck natürlich auch; jetzt, wo Aachen vor der Tür steht, merken wir das im Stall ganz deutlich.
Wie wurden die Pferde auf das Turnier vorbereitet?
Wir bemühen uns, den Trainingsplan der Pferde so normal und regelmäßig wie möglich zu lassen. Sie sollen möglichst fit sein, deshalb reitet Henrik jedes Pferd täglich, und nachmittags werden sie ein paar Stunden im Gelände geritten. Am wichtigsten für uns ist das Wohl und die Zufriedenheit unserer Pferde. Sie lieben es, durch den Wald und über weite Felder zu reiten, so bleiben sie sehr ruhig und entspannt.
Wie sieht der Tagesablauf in Henriks Stall aus?
Unsere Arbeit beginnt täglich um 6.30 Uhr mit dem Ausmisten der Boxen. Ab 8.00 Uhr wird geritten. Jedes Pferd wird zweimal geritten, einmal morgens und dann nachmittags ein Ausritt. Den Rest des Tages verbringen die Pferde dann auf der Weide. Derzeit reitet Henrik jedes Pferd täglich selbst, weil es bald nach Aachen geht.
Warum haben Sie sich entschieden, Pferdepflegerinzu werden?
Ich habe Pferde schon immer geliebt und ich liebe den Reitsport sehr. Um diesen Beruf auszuüben, muss man meines Erachtens den Reitsport wirklich lieben. Wir haben viel Verantwortung; meine Arbeit ist wirklich mein ganzes Leben. Ich arbeite jetzt seit viereinhalb Jahren für Henrik. Henrik ist der beste Arbeitgeber. Er kümmert sich wirklich gut um seine Pferde und würde alles dafür tun, damit sie gesund und zufrieden sind – das erleichtert uns die Arbeit sehr!
Sind Sie nervös, wenn Sie Henrik im Parcours zusehen?
Ja, natürlich. Manchmal kann ich ihm im Stechen gar nicht zusehen, so aufgeregt bin ich! Bei den The Dutch Masters, als Henrik seine zweite Runde beendet hatte, waren wir furchtbar nervös! Wir wollten uns freuen und waren mit der Leistung von Mary Lou extrem zufrieden, aber es kamen noch mehrere Reiter nach Henrik. Wir beteten alle, dass er nicht noch einmal Zweiter in einem Rolex Grand Slam Major werden würde [Anmerkung der Redaktion: Henrik von Eckermann erreichte mit Toveks Mary Lou beim Rolex Grand Prix des CHI Genf 2017 den zweiten Platz hinter Rolex-Markenbotschafter Kent Farrington].
Wie ist Mary Lou zu Hause?
Sie liebt den Kontakt zu Menschen! Sie kommt morgens immer als erste aus der Box, und wenn wir mal spät dran sind, wird sie sehr unruhig und lässt uns das auch wissen! Sie weiß, dass sie zu den besten Pferden im Stall zählt und ist auch ein bisschen verwöhnt. Aber sie verdient ihre Sonderbehandlung, sie ist so ein unglaubliches Pferd!
Was mögen Sie an Ihrer Arbeit am liebsten?
Ganz eindeutig den Kontakt zu den Pferden. Es ist das schönste Gefühl der Welt, zu sehen, dass sie erfolgreich sind und Fortschritte machen. Ich freue mich sehr, dazu beitragen zu können.
Wenn Sie Gelegenheit hätten, mit einem anderen erfolgreichen Pferd – egal ob aus der Vergangenheit oder der Gegenwart – zu arbeiten, welches würden Sie wählen?
Ich denke Albführens Bianca, das aktuelle Top-Pferd von Steve Guerdat. Sie ist so schön und scheint momentan wirklich allen die Schau zu stehlen!
Welchen guten Rat würden Sie jemandem geben, der als Pferdepfleger Karriere machen möchte?
Man muss die Pferde und den Sport wirklich lieben. Der Job verlangt großes Engagement und man muss bereit sein, alles dafür zu opfern. Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die einem aber auch sehr viel zurückgibt. Wer sich dessen bewusst ist, kann ein hervorragender Pferdepfleger werden.